2.320 Pfei­fen ste­cken in der Orgel

05. Okto­ber 2023 | Pres­se­mit­tei­lung

Han­no­ver. „Wisst ihr, wie man sich in einer Kir­che oder in einer Moschee benimmt?“, fragt Isa­bel Wage­mann-Stei­del in die Grup­pe. Die Leh­re­rin für Eng­lisch und Reli­gi­on ist mit ihrer sechs­ten Klas­se aus der IGS Lan­gen­ha­gen zur Eli­sa­beth­kir­che gekom­men, um an einer Orgel­füh­rung teil­zu­neh­men. Kan­tor Arne Hall­mann bie­tet die­se Füh­rung im Rah­men der Orgel­ent­decker­tage an, die seit 2016 in der han­no­ver­schen Lan­des­kir­che die Orgel für jeweils zwei Wochen in den Mit­tel­punkt der Auf­merk­sam­keit rücken.
„Man ist ruhig und schreit nicht rum“, bekommt Wage­mann-Stei­del zu hören und nickt. Auch eine mus­li­mi­sche Schü­le­rin kann sie beru­hi­gen: Ob es über­haupt eine Kir­che betre­ten dür­fe, hat­te das Mäd­chen gefragt. „Auch Moham­med hat christ­li­che Kir­chen besucht“, erzählt die Leh­re­rin, als ihre Schü­le­rin sie zwei­felnd anguckt.

Als die Grup­pe auf der Orgel­em­po­re ange­kom­men ist und alle einen Platz zum Sit­zen gefun­den haben, über­nimmt Arne Hall­mann. Er blickt weit zurück: Die ers­te Orgel sei wohl vor mehr als 2.000 Jah­ren in Grie­chen­land gebaut wor­den, erzählt er; im 14. Jahr­hun­dert wur­den Orgeln dann erst­mals in Kir­chen ein­ge­baut. „Damals muss­te man immer vol­le Pul­le spie­len“, erklärt der Kan­tor wei­ter und berich­tet von gro­ßen Geblä­sen, die mit Mus­kel­kraft ange­trie­ben wur­den, um Orgeln zum Klin­gen zu brin­gen. „Wenn Johann Sebas­ti­an Bach am Abend ein Kon­zert geben woll­te, muss­te er vor­her immer drei Leu­te zum Wind­ma­chen anfordern.“

Heu­te, so der Kan­tor der Eli­sa­beth­kir­che wei­ter, könn­ten bei man­chen Orgeln die Ein­stel­lun­gen im Com­pu­ter abge­spei­chert und immer wie­der abge­ru­fen wer­den. Und auch wenn die Orgel immer noch Luft brau­che, sei­en doch kei­ne Hel­fe­rin­nen und Hel­fer mehr für den Bla­se­balg nötig.
Gro­ßen Ein­druck bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern macht die Zahl der Pfei­fen, die in die Orgel ein­ge­baut sind: Nicht 100, nicht 150 und auch nicht 1.000 sind es, son­dern ziem­lich genau 2.320 Stück. „Jede macht einen ande­ren Ton, und wenn der Orgel­stim­mer kommt, muss er jede ein­zel­ne der Pfei­fen anfas­sen – des­halb dau­ert es unge­fähr eine Arbeits­wo­che lang, um unse­re Orgel zu stim­men“, erzählt Hall­mann. Er berich­tet auch vom Mate­ri­al, aus dem Orgel­pfei­fen her­ge­stellt wer­den, von ihrer ganz unter­schied­li­chen Grö­ße und davon, wie alles zusam­men­hängt – die Grö­ße, das Mate­ri­al und der Ton.

Rund andert­halb Stun­den hören die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu, rei­chen Orgel­pfei­fen her­um und dür­fen selbst an den Spiel­tisch – und Arne Hall­mann freut sich über die Auf­merk­sam­keit, mit der sie sei­nen Erklä­run­gen fol­gen. Anschlie­ßend über­nimmt wie­der Isa­bel Wage­mann-Stei­del und zeigt ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern noch Altar, Tauf­stein und Kan­zel. Ihr ist es ein Anlie­gen, in ihrer mul­ti­re­li­giö­sen Klas­se Wis­sen über die eige­ne und die Reli­gio­nen der Mit­schü­le­rin­nen und ‑schü­ler zu ver­mit­teln – die Orgel­füh­rung gab dafür einen guten Rah­men ab.

Text und Bil­der: Andrea Hesse

Pres­se­kon­takt

Ben­ja­min Simon-Hin­kel­mann
Pres­se­spre­cher der Ev.-luth. Lan­des­kir­che Hannovers

benjamin.simon-hinkelmann@evlka.de

Tele­fon: 0511 – 1241 454
Mobil: 0172 – 239 84 61

Down­load Pressebilder