Alle Regis­ter gezogen

25. Okto­ber 2018 | Pres­se­mit­tei­lung

Eld­agsen. Die Orgel­ent­decker­tage lock­ten im Sep­tem­ber wie­der rund 3000 Kin­der in Dut­zen­de Got­tes­häu­ser auf dem Gebiet der Han­no­ver­schen Lan­des­kir­che. Auch in der Kir­che St. Alex­an­dri in Eld­agsen bei Hil­des­heim prä­sen­tier­te das lan­des­kirch­li­che Musik­ver­mitt­lungs­pro­jekt „Visi­on Kir­chen­mu­sik“ inter­es­sier­ten Dritt­kläss­lern in meh­re­ren Füh­run­gen kind­ge­recht die Orgel. Dabei wur­de erst per Fuß Maß genom­men, dann ver­wan­del­ten sich die Schü­ler in eine leben­de Tas­ten­or­gel. Und schließ­lich pro­bier­ten sie auch noch aus, was pas­siert, wenn man tat­säch­lich alle Regis­ter zieht.

„Wie viel kos­tet eigent­lich so eine Orgel?“ Mit der ers­ten Fra­ge aus Kin­der­mund gleich zu Beginn der Orgel­füh­rung haben Isa­bel­le Gru­pe und Jose­phi­ne Werth viel­leicht nicht gerech­net. Doch gut infor­miert und sou­ve­rän erklä­ren die jun­gen Frau­en von „Visi­on Kir­chen­mu­sik“, dass man für das Auf­mot­zen einer alten Orgel schon meh­re­re hun­dert­tau­send Euro aus­ge­ben kann. „Und der Bau einer ganz neu­en Orgel kos­tet so viel wie meh­re­re Häuser.“
Die 15 Dritt­kläss­ler aus der Grund­schu­le Eld­agsen sit­zen im Altar­raum der Kir­che und bli­cken auf die rund 160 Jah­re alte Furtwäng­ler-Orgel, die gut sicht­bar unter der Decke gegen­über prangt. Kurz zuvor als sie ein­tra­ten, tön­te die Orgel majes­tä­tisch. Kir­chen­mu­sik­stu­den­tin Isa­bel­le Gru­pe spiel­te eine Can­zo­na von Fres­co­bal­di als Begrü­ßungs­stück. Die Jun­gen und Mäd­chen schau­ten erstaunt nach oben. Anschlie­ßend applau­dier­ten sie.

Wie lang ist eine Orgelpfeife?

Bevor die Kin­der selbst an das Instru­ment dür­fen, erläu­tern ihnen Isa­bel­le Gru­pe und ihre Kol­le­gin Phi­lo­so­phie­stu­den­tin Jose­phi­ne Werth, wie eine Orgel über­haupt funk­tio­niert. Die Schü­ler ler­nen: Orgeln bestehen unter ande­rem aus Holz- und Metall­pfei­fen. Die­se sind unter­schied­lich lang und erzeu­gen dadurch ver­schie­de­ne Töne. Die Pfei­fen­län­ge wird in Fuß gemes­sen. Die längs­te hier in der Kir­che misst 16 Fuß. Acht Kin­der stel­len sich dann Fuß an Fuß hin­ter­ein­an­der um die Län­ge nach­voll­zie­hen zu können.
Die Jun­gen und Mäd­chen haben bereits im Unter­richt ver­schie­den lan­ge Holz­pfei­fen aus vor­ge­fer­tig­ten Bau­sät­zen gebas­telt. Nun wer­den sie von den Stu­den­tin­nen in Ton­grup­pen ein­ge­teilt. Far­bi­ge Kle­be­zet­tel auf jeder Pfei­fe ermög­li­chen die Unter­schei­dung. Auf Hand­zei­chen der Musi­ke­rin­nen bla­sen die Kin­der hin­ein. Gekonnt diri­giert, ent­steht so die ers­te Melo­die. „Alle mei­ne Ent­chen!“, rufen die Kin­der. Beim zwei­ten Stück wird es schwie­ri­ger, doch auch das erken­nen man­che von ihnen: „Der Mond ist aufgegangen“.

Spie­gel, Bal­le­ri­nas und Register

Und dann geht es auf schma­len Holz­trep­pen auf zur Empo­re. „War­um hängt da ein Spie­gel über dem Platz des Orga­nis­ten?“, fra­gen die ers­ten Kin­der oben ange­kom­men. „Damit ich mich vor dem Spie­len schön machen kann“, ant­wor­tet Isa­bel­le Gru­pe augen­zwin­kernd. Nein, in Wirk­lich­keit dient der Spie­gel dazu, den Pas­tor im Got­tes­dienst hin­ter sich zu sehen, erklärt sie den Kindern.
Und noch etwas ist komisch. Gru­pe zieht alte Bal­le­ri­na­schu­he an. „Die Orgel kann man auch mit den Fuß­pe­da­len spie­len“, sagt sie. „Mit den gro­ben Stra­ßen­schu­hen tref­fe ich aber manch­mal meh­re­re Peda­len gleich­zei­tig.“ Natür­lich muss sie genau das ein­mal vor­ma­chen. Die Kin­der freut es.
Dann gibt es da noch die Regis­ter. Seit­lich neben dem Sitz­platz ste­cken rei­he­inwei­se Holz­knau­fe die bezeich­net sind mit Namen wie Spitz­flö­te, Quin­te oder Prin­zi­pal. Jeder Knauf lässt sich ein Stück weit her­aus­zie­hen. „Das sind die Regis­ter. Mit denen bestim­me ich den Klang und die Laut­stär­ke“, erklärt Gru­pe. Das Sprich­wort „Alle Regis­ter zie­hen“, ken­nen die Kin­der zwar nicht. Doch sie wol­len wis­sen, was pas­siert, wenn man das tut.
„In einem Kon­zert zieht man nie alle Regis­ter, denn dabei kommt nur ein Klang­brei her­aus“, sagt die Musi­ke­rin. Doch das hier ist ja kein Kon­zert. Also: „Das wird laut“, kün­digt sie an. Alle hal­ten sich die Ohren zu. Tat­säch­lich ist das Spiel lau­ter als zuvor, doch die Kin­der schei­nen mit Schlim­me­rem gerech­net zu haben.
Dann dür­fen auch sie an das Instru­ment. Vor­sich­tig drü­cken sie die Peda­len und zie­hen die Regis­ter. Und zum Abschluss spie­len sie hier oben diri­giert von Jose­phi­ne Werth noch­mal „Der Mond ist auf­ge­gan­gen“ auf ihren Holz­pfei­fen. Ein­deu­tig haben die Kin­der viel ent­deckt in die­ser beson­de­ren Schul­stun­de. Nicht nur die Orgel ihres Hei­mat­or­tes, son­dern viel­leicht auch ein neu­es Hobby.

Text und Bild: Ste­fan Korinth

Pres­se­kon­takt

Ben­ja­min Simon-Hin­kel­mann
Pres­se­spre­cher der Ev.-luth. Lan­des­kir­che Hannovers

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