“Es war schon sehr eindrücklich, die Orgel zu hören.”
Garbsen. Der Raum vibriert. Ein dumpfer Ton erklingt. „Und was ist der höchste Ton?“, fragt ein Schüler. Organistin Annette Samse zieht ein Register mit der Aufschrift „Octavin“ hervor. Sie drückt eine Taste – und ein schriller, piepsiger Ton erschallt. Einige Schülerinnen und Schüler verziehen ihre Gesichter.
Wie haben Sie es gelernt, dieses Instrument zu spielen? Sind die Pfeifen aus echtem Silber? Wie heißt Ihr Beruf? Rund 25 Schülerinnen und Schüler der Ilmasi-Förderschule stellten viele Fragen. Die Jugendlichen der 10. bis 12. Klasse besuchten die St. Willehadi-Kirche in Garbsen bei Hannover. Dort erfuhren sie, wie die Bente-Orgel funktioniert, lauschten ihrem Klang – und durften in das Innere des Instruments blicken. Denn bei den Führungen, Mitmachaktionen und Konzerten während der Orgelentdeckertage ist der Name Programm. Es geht darum, die mehr als 2000 Orgeln der Landeskirche und ihre Besonderheiten kennenzulernen.
Geduldig beantwortet Annette Samse die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Um die Orgel spielen zu können, hat sie viele Jahre lang geübt und studiert. Nein, die Pfeifen sind nicht aus echtem Silber – aber bitte nicht anfassen, man sieht jeden Fingerabdruck sofort. Ihr Beruf? Der heißt Kirchenmusikerin. „Aber, was meint ihr denn, wie viele Pfeifen hat die Bente-Orgel?“, stellt die Kirchenkreiskantorin eine Gegenfrage. Und löst bald auf: etwa 1300 sind es.
Mit Orgeln kennen sich die Jugendlichen der Ilmasi-Schule schon ganz gut aus. Im Musikunterricht haben sie nämlich selbst eine Mini-Orgel zusammengebaut. Am Ende ließ sich dieses Modell sogar spielen. Die sogenannte Doe-Orgel – bestehend aus 127 Einzelteilen – konnten Teilnehmende der Orgelentdeckertage ausleihen. Doch der Besuch in der Kirche mit der großen Bente-Orgel war für Schülerinnen und Schüler noch einmal etwas ganz Anderes. „Das war schon sehr eindrücklich, die Orgel zu hören. Und auch die Vibration zu spüren: Manche der Jugendlichen können die Musik schließlich nur so wahrnehmen“, sagt Musiklehrer Frieder Bleyl. Auf jeden Fall will er nächstes Jahr mit einer Klasse wieder an den Orgelentdeckertagen teilnehmen.
Ihr hat es gut gefallen, sagt Schülerin Frauke. Ihr Klassenkamerad Jonas stimmt zu. „Der Klang war aber auch ungewohnt“, sagt er. Ob er sich vorstellen könnte, selbst Orgel zu spielen? Eher nicht. „Ist zu kompliziert“, sagt er und grinst. Joshua dagegen traut sich an das Instrument heran. Statt Kirchenmusik erklingt nun der Popsong „A Sky Full of Stars“ von Coldplay. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler applaudieren. Eine Zugabe will Joshua aber nicht geben. „Da gucken gefühlt 3000 Menschen zu“, sagt er und eilt zurück zu seinem Platz.
Annette Samse freut sich über die Offenheit der Jugendlichen. Die Kirchenkreiskantorin lässt die Schülerinnen und Schüler das Instrument mit fast allen Sinnen entdecken. Samse spielt einige Stücke und singt gemeinsam mit der Klasse „Hejo, spann‘ den Wagen an“. Die Jugendlichen dürfen selbst ein paar Tasten drücken – und ins Innere der Orgel schauen. Außerdem hat die Musikerin eine einzelne mehr als einen Meter langen Orgelpfeife dabei. Sie bläst hinein, um zu zeigen, wie ein Ton entsteht.
„Bei den Orgelentdeckertagen geht es darum, das Instrument bekannt zu machen – und die Leute an die Orgel zu bringen“, erklärt Samse. Das ist ihr bei den Schülerinnen und Schülern der Ilmasi-Schule auf jeden Fall gelungen.
Text und Bilder: Sarah Franke
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Benjamin Simon-Hinkelmann
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