Grundschulkinder werden zu Orgelbauern
Kirchdorf. In der Mensa der Grundschule Kirchdorf herrscht gespannte Stimmung. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler sitzen im Kreis um ihr Werk, das sie in den letzten anderthalb Stunden gemeinsam zusammengebaut haben: Eine kleine Orgel mitsamt Blasebälgen, Windkanälen, 24 Tasten und 48 Pfeifen. Elke Grabow, Lehrerin und nebenberufliche Organistin, legt die Hände auf die Tasten und beginnt zu spielen. Enttäuschte Stille breitet sich aus: Kein Ton ist zu hören. Es fehlt noch die Luft, ohne die die Pfeifen nicht erklingen können. Zum Glück ist die Orgel mit zwei Blasebälgen ausgestattet, mit denen sich ganz ohne Strom und Motor der nötige Orgelwind produzieren lässt. Darum kümmert sich jetzt Lene und schon erklingt die kleine Pfeifenorgel. Nach und nach dürfen sich alle Schülerinnen und Schüler an den Tasten versuchen. Die eine spielt den Flohwalzer, der andere „Old MacDonald had a farm“. Und als Elke Grabow „Laudato Si“ anstimmt, singen alle begeistert mit.
Die ganze Klasse ist stolz auf das kleine Instrument, das sie zuvor in Kleingruppen zusammengesetzt hat. Da wurden Pfeifen sortiert, Tasten in die richtige Reihenfolge gebracht, ein Rahmen für die kleine Orgel zusammengesteckt, Windlade, Blasebälge und Windkanäle eingebaut. Besonders viel Geduld und Fingerspitzengefühl hat das Einhängen der sogenannten Abstrakten erfordert, die die Tasten mit ihren Tonventilen verbinden. „Hoffentlich kommt da später auch ein Ton raus.“, war der einhellige Wunsch der Schüler:innen. Dass alle 130 Einzelteile wirklich an der richtigen Stelle gelandet sind, zeigt sich zum Abschluss beim gemeinsamen Musizieren.
Der Orgelworkshop, der am vergangenen Mittwoch in Kirchdorf stattfand, ist ein Teil der Orgelentdeckertage der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, die vom 1. – 14. Oktober in über 40 Kirchengemeinden zu besonderen Begegnungen mit der Orgel einladen. Bei rund 100 Veranstaltungen erleben dabei über 3.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Orgel in Konzerten, bei Mitmachaktionen, Orgelführungen und Offenen Orgelbänken. Oder eben, wie in Kirchdorf, beim Bau einer Doe-Orgel, die vom niederländischen Projekt Orgelkids entwickelt wurde und mittlerweile weltweit Verbreitung findet. In Kirchdorf haben sich zwei vierte Klassen daran erfolgreich im Orgelbau versucht. Doch ihre Orgelentdeckertage sind damit noch nicht vorbei: Zwei Tage später lädt Elke Grabow die Schülerinnen und Schüler an die Kirchdorfer Orgel ein. Hier dürfen die Kinder dann die Klangvielfalt einer Kirchenorgel erleben und sogar in das Instrument hinein gehen. Dabei werden sie sicherlich auch das eine oder andere Teil, das sie vom Aufbau der Doe-Orgel kennen, wiederentdecken.
Text und Bilder: Josephine Werth, VISION KIRCHENMUSIK
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