“War­um sind denn da so vie­le Tas­ten?” Orgel­ent­decker­tage zu Gast in Hankensbüttel

04. Okto­ber 2022 | Pres­se­mit­tei­lung

Han­kens­büt­tel. „Zuhö­ren!“, ruft Micha­el Jan­dek ins Geschnat­ter von 19 Drittklässler:innen. „Wir brau­chen fünf Grup­pen.“ Fünf­te. Vier­te. Drit­te. Zwei­te. Ers­te. In – die – wei – te – Welt. Welt – te – wei – die – in. „Das sin­gen wir jetzt mal!“ ‚Häns­chen klein‘, fünf­stim­mig gesun­gen, ist der Auf­takt zu gut andert­halb Stun­den Orgel­ent­de­cker­tag in der Han­kens­büt­te­ler St. Pankratius-Kirche.

„Bei Häns­chen klein fin­den Sie einen Teil der Ton­lei­ter“, erklärt David Knorr, Musik­leh­rer der 3a an der Han­kens­büt­te­ler Karl-Söh­le-Grund­schu­le. „In die wei­te Welt hinein…da haben Sie fünf Töne.“ In fünf Grup­pen ein­ge­teilt wie die Orgel­pfei­fen sin­gen die Schüler:innen Häns­chens Ton­lei­ter. Sie mer­ken: Die Stim­me braucht Luft, um zu erklin­gen, wie die Orgel.

Chic sein beim Orgelspielen?

„Was sind das für gro­ße Röh­ren?“ „War­um sind da so vie­le Tas­ten?“ „Wie alt bist Du?“ „Ist das hier Dei­ne Arbeit?“ „Ver­dienst Du damit Geld?“ „Wer ist Dein Chef?“ Die Fra­gen, die den Drittklässler:innen auf der Zun­ge bren­nen, sind unge­zählt, alles in der Kir­che sau­gen sie auf. Wie lang ist die Kir­che? „30 Meter, mehr nicht“, sagt ein eher ruhi­ger Rot­blon­der. Und der Spie­gel an der Orgel? Wes­halb hängt der da? „Damit man sich angu­cken kann“, meint eines der Mäd­chen. „Zum Angu­cken, ob ich chic bin beim Orgel spie­len?“, amü­siert sich Kir­chen­kreis­mu­si­ker Micha­el Jan­dek. Die Mäd­chen kichern.

„Wann spie­len wir denn Orgel?“ „Weih­nach­ten!“ „Ja, wann noch?“ „Wenn wir sin­gen in der Kir­che.“ „Beim Got­tes­dienst also, genau. Und damit ich dann auch hier oben mit­be­kom­me, was unten der Pas­tor oder die Pas­to­rin macht…“ „Oder der Papst!“ „Nee, den haben wir ja nicht. Damit ich also sehe, was da unten pas­siert hin­ter mei­nem Rücken, dafür habe ich den Spiegel.“

Die Orgel selbst ausprobieren

Vier Orgeln hat die St. Pan­kra­ti­us-Kir­che, die Gesamt­or­gel ist wie ein kom­plet­tes Orches­ter mit vie­len Instru­men­ten. Man nennt sie die Köni­gin der Instru­men­te. „Schön klingt sie aber nicht für den­je­ni­gen, der davor sitzt. Die Orgel ist dafür gebaut, dass sie unten in der Kir­che jeder hört“, bringt der Kir­chen­kreis­kan­tor uns bei. Die Orgel mit allen Sin­nen begrei­fen, dar­um geht es ihm heu­te. Mit dem Ver­stand, mit dem Gehör, aber auch mit Hän­den und Füs­sen. Dafür dür­fen die Besucher:innen nicht nur in die Tas­ten grei­fen, son­dern sogar über die Peda­len laufen.

„Grö­ße­re Orgeln bestehen aus ver­schie­de­nen Teil­wer­ken, aus klei­ne­ren Orgeln näm­lich.“ Vie­le Pfei­fen und etli­che Regis­ter gehö­ren dazu. „Hier haben wir ein Rück-Posi­tiv, das Haupt­werk, das Ober­werk und das Pedal“, doziert Jan­dek. Puh, ganz schön kom­pli­ziert hört sich das an. Aber immer­hin haben wir zwei Hän­de und zwei Füße und die kom­men auch alle zum Ein­satz beim Orgelspielen.

„Man hat für jedes Werk ein Manu­al bezie­hungs­wei­se die Pedal­tas­ten.“ Tas­ten­rei­hen also, die genau­so ange­ord­net sind wie beim Kla­vier. „Die sind aber schma­ler als am Kla­vier, weil man bei der Orgel frei­fü­ßig sitzt.“ Schwung­vol­le seit­li­che Bewe­gun­gen sind also nicht wie beim Kla­vier mög­lich, da fie­le der Orga­nist schlicht von der Bank. Was die Gemein­de zwar nicht sehen, sehr wohl aber hören wür­de. Und ganz beson­de­re Schu­he tra­gen Men­schen, die die Orgel spie­len. „Schma­le Tanz­schu­he tra­gen wir, um die Fuß­pe­da­len sau­ber bedie­nen zu kön­nen und nicht zwei auf ein­mal zu erwi­schen“, erläu­tert Jandek.

Zehn Fin­ger rei­chen nicht aus

Takt­ge­fühl, Gleich­ge­wicht und die Fähig­keit, Hän­de und Füße gut koor­di­nie­ren zu kön­nen – das braucht es auf jeden Fall, um Orgel spie­len zu kön­nen. Jan­dek kann nicht nur mit jedem Werk eine Stim­me spie­len, er kann sogar mit einem Werk vier­stim­mig spie­len. „Dann kannst Du ja 16-stim­mig spie­len!“, weiß einer. Jan­dek lacht: „Nein, da gehen mir lei­der irgend­wann die Fin­ger aus.“ Aber zehn­stim­mi­ge Akkor­de sind schon möglich.

Orgel ler­nen kann, wer mit den Füs­sen an die Peda­len ran­kommt. „Okay, dann dau­ert das noch ein biß­chen“, sagt Lev­ke, die gern Orgel­un­ter­richt neh­men wür­de. „Guckt mal“, sagt Micha­el Jan­dek, „so groß bin ich nicht, ihr müsst nicht mehr lan­ge wach­sen.“ Bis dahin emp­fiehlt er: Lernt Kla­vier spie­len! Wer ohne Vor­kennt­nis­se an die Orgel kommt, lernt zunächst die Tas­ta­tur ken­nen und beginnt mit ein­fachs­ten ein­stim­mi­gen Lie­dern. Wer schon Kla­vier spielt, darf gleich das Pedal benut­zen. Das gesam­te Orches­ter kommt viel spä­ter, dafür muss jeder und jede rich­tig viel üben.

Der Wil­le, Musik zu machen

Erst geht ein Rau­nen durch die Klas­se, dann folgt ein lei­ses Mur­ren. Üben? Und auch noch jah­re­lang viel? „Hast Du Orgel­spie­len auch gelernt?“, wird Jan­dek gefragt. In der drit­ten Klas­se hat­te er den ers­ten Kla­vier­un­ter­richt, bereits in der sieb­ten Klas­se spielt er öffent­lich Orgel. „Ich muss auch heu­te noch üben, auch Stü­cke, die ich schon vor Jah­ren gespielt habe, übe ich neu, wenn ich sie wie­der hervorhole.“

Was ent­mu­ti­gend klingt, ist wie bei vie­len ande­ren Din­gen: Die Übung macht den Meis­ter oder die Meis­te­rin. Rei­ne Genia­li­tät reicht nicht aus. „Es braucht schlicht den Wil­len, Musik zu machen. Mehr nicht“, so die Quint­essenz des Kirchenkreismusikers.

Liam lauscht mit geschlos­se­nen Augen

David Knorr kommt jedes Jahr mit sei­nen Drittklässler:innen zu den Orgel­ent­de­cker­ta­gen. “Das hat sich bewährt, dass das toll ist!“. Und was genau war hier heu­te so toll? „Die Orgel, die macht schö­ne Töne“, schnurrt Emmi. „Mama spielt auch Orgel und ich weiß jetzt, wie das funk­tio­niert“, schwärmt auch Lev­ke. „Ich möch­te das auch ler­nen, aber ich weiß nicht, ob das geht, weil ich doch schon Block­flö­te ler­ne.“ Liam ist noch auf­merk­sa­mer dabei als die meis­ten ande­ren Kin­der, mit geschlos­sen Augen lauscht er. „Die Orgel fin­de ich rich­tig gut, weil die so rich­tig schö­ne Musik raus­hau­en kann!“

Text und Bil­der: Frau­ke Josuweit, Öffent­lich­keits­ar­beit im Kirchenkreis

Pres­se­kon­takt

Ben­ja­min Simon-Hin­kel­mann
Pres­se­spre­cher der Ev.-luth. Lan­des­kir­che Hannovers

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